„Sprachschlampen" ist eigentlich kein Wort.
Dennoch heißen diese Seiten so. Und befassen sich mit Sprache und Ausdruck.
Wie können sie das wagen?
Es gibt dafür mehrere Gründe - zu beurteilen, ob die gut sind, überlasse ich Ihnen:
Erstens ist das Wort eingängig.
Es läßt sich wesentlich besser merken als die eigentlich korrekte Bezeichnung „Sprachschlampereien". Das würde als Name einer Internetseite klingen wie der Interessenverband gelangweilter pensionierter Deutschlehrer ohne Kreuzfahrt-Ticket.
Zweitens: Sex sells.
Daher das Wort „Schlampen" im Namen. Natürlich hätte ich nichts gegen attraktive Germanistikstudentinnen einzuwenden, die ihr Bild für eine Kolumne hergeben.
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Drittens ist die spontane Assoziation mit auffälligen Frauen durchaus ein passendes Bild.
Sprachschlampen sind sozusagen die Boxenluder zwischen Duden und Wahrig. Sie sind auf den ersten Blick ungemein attraktiv und verdrehen uns immer mal wieder für einen Moment den Kopf - die einen mehr, die anderen weniger.
Bis wir irgendwann merken, was dahinter steckt.
Viertens wird der Urheber durch die Bezeichnung nicht direkt angesprochen.
Denn um die Bloßstellung des Urhebers geht es hier absolut nicht. Also scheidet „Sprachschlamper" auch kategorisch aus. Sprachschlampen sind allgemeine Unarten oder Ungereimtheiten im Sprachgebrauch, die vom Urheber völlig unabhängig sein können.
Fünftens können Sprachschlampen, stellt man sie sich mehr oder weniger bildhaft oder gar personifiziert vor, vielerlei tun: Sie können sich räkeln, vordrängeln, hereinspazieren, kurzum, sie können sich verselbständigen und ein eigenes Leben haben - inklusive Pubertät, bester Jahre und Demenz.
Das macht sie wesentlich bunter und tauglicher für die Pop-Kultur als die schulmeisterlich-korrekte Bezeichnung.
Sechstens und letztens klingt „Sprachschlampen" nicht unfehlbar, sondern - eher im Gegenteil - äußerst streitbar, je nach persönlichem Geschmack.
Und so soll das auch sein!
Die Wahrheit steht seit Generationen ganz wertneutral und theoretisch sauber aufbereitet im Duden. Hier soll es vielmehr um präzise, moderne, sich entwickelnde Sprache gehen.
Das ist ganz klar Geschmackssache.
Und über Geschmack läßt sich ja bekanntlich...